Omnichannel: Was genau versteht man darunter?
Omnichannel heißt, seinen Kundinnen und Kunden eine ganze Bandbreite an möglichen Interaktionskanälen zur Verfügung zu stellen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Website, Live-Chat, E-Mail, Soziale Medien
- Filialen, Vertreter:innen, Makler:innen
- Telefon, Post
- Messenger-Apps, Unternehmens-App, Integration in Drittanbieter-Apps
Bei einem Omnichannel-Modell kommt es vor allem darauf an zu wissen, auf welche Art die Zielgruppe am liebsten mit dem Unternehmen interagieren möchte. Denn auch wenn der Begriff „Omnichannel“ wörtlich übersetzt „Alle Kanäle“ bedeutet, ist das natürlich nicht buchstäblich zu verstehen. Für viele Versicherungsanbieter macht es aus einer Kosten-Nutzen-Perspektive schlicht keinen Sinn, jeden einzelnen Messenger-Dienst zu verwenden und auf allen Social Media Plattformen aktiv zu sein.
Es geht bei einer erfolgreichen Umsetzung einer Omnichannel-Strategie also darum:
- Alle relevanten Kanäle abzudecken
- Einen nahtlosen Übergang zwischen diesen zu gewährleisten.
Darin unterscheidet sich Omnichannel auch von Multi-Channel. Multi-Channel beschreibt ein System, innerhalb dessen den Kundinnen und Kunden ebenfalls eine Vielzahl möglicher Kanäle zur Verfügung gestellt werden. Diese sind jedoch nicht miteinander verbunden und erlauben daher keinen nahtlosen Kanalwechsel.
Omnichannel muss es Kunden und Kundinnen also ermöglichen, selbst innerhalb von laufenden Prozessen zwischen Kanälen zu wechseln.
Ein Beispiel:
Eine Schadensabwicklung wird über die Website einer Versicherung initiiert. Über die eigene App wäre das auch möglich gewesen.
Während des Prozesses werden dem oder der Antragstellenden verschiedene Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zur Verfügung gestellt. Dazu gehören ein Self-Service Portal auf der Website, eine Telefon-Hotline, ein Livechat und die Option einen Termin in einer örtlichen Filiale auszumachen.
All diese Angebote helfen den Kundinnen und Kunden des Versicherungsanbieters, dessen Leistungen auch unbürokratisch abrufen zu können. Denn von „Hilfe durch Selbsthilfe“ bis hin zum persönlichen Gespräch werden verschiedene Kommunikationskanäle zur Verfügung gestellt.
Nehmen wir an, ein Kunde oder eine Kundin entscheidet sich für das Gespräch in der Filiale. Nachdem alle Formulare dort ausgefüllt und die nächsten Schritte besprochen sind, sollte jetzt wieder der Wechsel auf online Kommunikation möglich sein.
Das könnte sich dann beispielsweise dadurch auszeichnen, dass im Kundenportal der Status des Antrags live verfolgt werden kann. Zusätzlich sollten Statusupdates via Messenger-Dienst, SMS oder E-Mail gesendet werden können – wenn Kunden und Kundinnen das möchten.
Natürlich sollte darüber hinaus auch die Möglichkeit für einen rein analogen Prozess bestehen. Oder aber im Gegenteil die Option, die gesamte Schadensabwicklung „remote“ ablaufen zu lassen.
Die Rolle von Omnichannel in 2022
Die Idee sollte klar geworden sein: festgefahrene Strukturen und Prozesse sind nicht mehr zeitgemäß. Kundinnen und Kunden erwarten Flexibilität und digitale Affinität von ihren Versicherungsanbietern.
Denn wie Personen mit Versicherern favorisiert interagieren, unterscheidet sich teils drastisch je nach spezifischem Anliegen. So gaben etwa 32% der Befragten einer Gartner Studie an, neue Versicherungsprodukte rein online zu kaufen. Im Falle von Schadensmeldungen lag der Anteil an Personen, die diese rein online abschließen, lediglich bei 7%. Und generell zeigte sich, dass eine Kombination aus persönlichen und technologischen Kanälen in allen Fällen präferiert wurde.
“Insurance consumers are mature multichannel users. It’s only a matter of time before they demand omnichannel capabilities such as channel integration and improved channel experiences, including consistency across the channels and being able to start a transaction in a single channel and conclude it seamlessly in another.” (Gartner, 2021)