1. Digitalisierung
Es scheint fast überflüssig zu erwähnen, dass die Digitalisierung auch in der Versicherungsbranche große Veränderungen mit sich bringt. Nahezu jede Dimension unseres Lebens wird von ihr beeinflusst und stark verändert.
Diese betreffen im Falle der Versicherungen vor allem die Kommunikation mit den Kunden und Kundinnen. Praktisch alle Versicherten agieren heute “hybrid” und begegnen ihren Versicherern nicht mehr nur in der Niederlassung und am Telefon, sondern auch immer öfter digital. Man denke beispielsweise an die zahlreichen Apps der Krankenversicherungen, die unkomplizierte Kommunikation, Fitness-Angebote und digitale Kranschreibungen versprechen.
Neben der Kundenpflege findet auch die Kundengewinnung immer öfter digital statt – Kundinnen und Kunden informieren sich im Internet über Preise, Konditionen und vor allem auch über die Konkurrenz. Verträge werden auch immer öfter direkt im Netz abgeschlossen.
Vergleichsportale befeuern diese Situation, indem sie die Informationsbeschaffung enorm erleichtern. Durch ihr eigenes Geschäftsmodell – dem eines Maklers mit entsprechender Provision – besteht zusätzlich ein ökonomisches Interesse an häufigen Anbieterwechseln der Versicherungsnehmenden.
Wenn auch nicht auf Versicherungen bezogen, wird das perfekt durch eine aktuelle Werbekampagne des Vergleichsportals „Verivox“ verdeutlicht. Hier werden Kunden und Kundinnen per Video explizit dazu aufgefordert, den Anbieterwechsel nicht länger aufzuschieben.
Dieses Geschäftsmodell ist mittlerweile so allgegenwärtig und umsatzstark, dass es einen eigenen Namen bekommen hat: die „Switching Economy“ (de.: Wechselwirtschaft/Wirtschaft des Wechselns). Accenture berechnete, dass diese Switching Economy bereits 2015 einen globalen Wert von über 1000 Milliarden Dollar hatte.
An diese neue Gesamtsituation gilt es sich anzupassen, denn die Bedeutung digitaler Angebote und Touchpoints steigt kontinuierlich. So benutzen etwa mehr als die Hälfte der Deutschen das Internet bereits für die Verwaltung der eigenen Finanzen.
Im digitalen Zeitalter werden traditionelle Vertriebsstrukturen neu gedacht und transformiert. Eine Vielzahl an Kommunikationskanälen mit jeweils eigenen Funktionslogiken stellen eine komplexe Gesamtsituation dar, die die Machtverhältnisse der Branche nachhaltig verändern kann.
Die Digitalisierung bietet Chancen und Risiken zugleich. Dabei erfordert sie von allen Akteuren erhebliche Investitionen, um sich neuen und schnelllebigen Entwicklungen ständig anzupassen.