Kundenbindungs-Potenziale bei Energieversorgern

Die Welt hinter dem Stromzähler: Das Kundenerlebnis im Mittelpunkt

Die Energiewirtschaft befindet sich im Wandel: Von analogen zu digitalen Prozessen, von traditionellen Versorgern zu digitalen Dienstleistern. Die meisten Energieversorger haben es bisher noch nicht geschafft, ihre Kundenerfahrungen an die Industriestandards anzupassen und lassen damit Umsatzpotentiale liegen. Kunden erwarten einen durchdachten und reibungslos digitalen Service.

Die Energiewirtschaft im Wandel: Treiber und Gertriebene

Die Energiewirtschaft und ihre Akteure haben es aktuell mit vielfältigen, komplexen Umwälzungen zu tun: von analogen zu digitalen Prozessen, von traditionellen Versorgern zu digitalen Dienstleistern, vom Commodity-Anbieter zum Partner in vernetzten Lebenswelten. Hinzu kommen Energiewende und Veränderungen am Markt und in der Gesetzeslage. Die Ertragslage rückt in den Fokus und damit die Bindungsfähigkeit in Richtung Kunde.

Für 73% der Kunden ist die Kundenerfahrung (Customer Experience) ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines Anbieters. Energieversorgungsunternehmen (EVU), die eine zufriedenstellende Kundenerfahrung bieten, können bis zu 16% höhere Preise durchsetzen. Während Anbieter, die Probleme bei Schnelligkeit, Serviceorientierung und Preisgestaltung haben, Kunden verlieren.

Doch viele EVU sind noch nicht kundenzentriert aufgestellt und haben Schwierigkeiten, sich zu digitalen Energiedienstleistern zu wandeln. Kundenzentrierte Produkte und Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, ist die große Herausforderung dieser Zeit für Verantwortliche unterschiedlicher Sparten und umfasst u.a. digitale Kommunikations- und Vertriebskanäle wie Internetseiten, mobile Apps und Chatbots.

Eine zukunftsfähige Strategie, die auf Kundenfeedback und genauer Kenntnis der Kundenerfahrungen basiert, ist die Voraussetzung für: erstens, die Schaffung relevanter, personalisierter Angebote, zweitens, die Gewinnung von Kunden, und drittens, die Bindung von Kunden.

Digitalisierung als Chance

Viele Studien thematisieren die zunehmende Bedeutung der digitalen Kundenerfahrung in der Energiewirtschaft. Da Energieunternehmen sich in einem intensiven Wettbewerb und einer Phase der Transformation befinden, wird die Optimierung der Kundeninteraktion als entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg hervorgehoben.

Kunden erwarten heutzutage eine nahtlose, effiziente und personalisierte Interaktion über digitale Kanäle. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sollten Energieunternehmen in fortschrittliche Analysetools investieren, die umfangreiche Kundeninformationen sammeln und auswerten können. Diese Daten ermöglichen es den Unternehmen, präzise auf die Bedürfnisse und Präferenzen ihrer Kunden einzugehen.

Darüber hinaus verbessert eine digitale Kundenerfahrung nicht nur die Kundenzufriedenheit und -bindung, sondern trägt auch zur Differenzierung im Markt bei. Die digitale Transformation ist somit nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Notwendigkeit, die tiefgreifende Anpassungen in den Geschäftsmodellen der Energieanbieter erfordert. Die meisten Energieversorger haben es bisher noch nicht geschafft, ihre Kundenerfahrung an die Industriestandards anzupassen und lassen damit Umsatzpozentiale liegen.

Unternehmen, die in der Lage sind, sich schnell anzupassen und ihre digitalen Fähigkeiten zu verbessern, werden in einer besseren Position sein, um auf die sich ändernden Marktanforderungen und Kundenbedürfnisse zu reagieren. Es gilt eine kundenorientierte Denkweise zu verinnerlichen und kontinuierlich in Technologien und Prozesse zu investieren, die eine herausragende digitale Kundenerfahrung gewährleisten.

3 Schritte, um das Kundenerlebnis zu optimieren

Aber wie können Energieversorger das Kundenerlebnis optimieren, um ihre Umsätze zu steigern? Hier sind einige wichtige Punkte, die es zu beachten gilt:

  1. Kundenerlebnis als Erfolgsfaktor: Im digitalen Zeitalter sind Stromkunden anspruchsvoller und besser informiert als je zuvor. Sie vergleichen Produkte und Services online und tauschen sich über soziale Medien und Foren aus. Daher erwarten sie eine zeitgemäße, digitale Erfahrung, die auf ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten ist. Vor allem die Generation Z ist digital-affin und legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Transparenz.
  2. Customer Journeys: Die Interaktionen entlang der sogenannten “Customer Journey” beeinflussen die Gesamtzufriedenheit der Kunden mit ihrem Energieversorger. Um Kundenzentrierung ganzheitlich umzusetzen, ist es unerlässlich, die verschiedenen Aspekte wie Produkte, Kommunikation, Unternehmenskultur nahtlos miteinander zu verzahnen. Ein positives Kundenerlebnis wirkt sich wiederum positiv auf die Geschäftskennzahlen aus.
  3. Strategische Ausrichtung und messbare Kennzahlen: Um das Kundenerlebnis zu verbessern, sollten Stromanbieter eine kundenzentrierte Transformation im gesamten Unternehmen vornehmen. Dies beginnt auf Managementebene und erfordert die Einbindung operativer Einheiten. Messbare Kundenzufriedenheitskennzahlen wie der Net Promoter Score (NPS) oder der Kundenzufriedenheitsindex (CSI) können dabei helfen, die Unterstützung der Unternehmensführung sicherzustellen. Durch die Verknüpfung von Kundenzufriedenheitskennzahlen mit kundenspezifischen Geschäftskennzahlen können Energieversorger spezifische Strategien ableiten, die individuell auf das Unternehmen angepasst sind, um das Kundenerlebnis zu optimieren.

Wettbewerb, Vergleichbarkeit und Preisdruck

Die Notwendigkeit, sich als Energieversorger durch herausragende Kundenerlebnisse von der Konkurrenz abzuheben, ist essentiell wichtig, da der Energiemarkt zunehmend wettbewerbsorientierter wird. Kunden erwarten heute mehr als nur eine zuverlässige Stromversorgung - sie suchen nach personalisiertem Service, transparenten Prozessen und digitalen Lösungen, die den Umgang mit ihrem Energieversorger vereinfachen.

Wir haben fünf Schlüsselbereiche identifiziert, in denen Energieversorger ihre Strategien anpassen sollten, um die Kundenzufriedenheit zu steigern:

  1. Personalisierung: Anpassung der Dienstleistungen an individuelle Kundenbedürfnisse durch Nutzung von Datenanalytik.
  2. Digitalisierung: Einführung und Verbesserung digitaler Schnittstellen und Tools, um den Kundeninteraktionen mehr Effizienz und Bequemlichkeit zu verleihen.
  3. Proaktive Kommunikation: Sicherstellung, dass Kunden über für sie relevante Informationen, wie Verbrauchsdaten und Tarifänderungen, regelmäßig und verständlich informiert werden.
  4. Innovative Produkte und Dienstleistungen: Entwicklung und Angebot von neuen Produkten, die auf Nachhaltigkeit und moderne Technologie setzen.
  5. Kundenbindung und -loyalität: Etablierung von Programmen, die Kunden belohnen und langfristig an das Unternehmen binden.

Trendbegriff "Utility 4.0" - Was bedeutet das?

Utility 4.0“ bezieht sich auf die fortschreitende Digitalisierung in der Energiewirtschaft, die durch den Einsatz neuer Technologien und Methoden wie das Internet, Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data gekennzeichnet ist. Diese technologischen Entwicklungen bieten Energieversorgungsunternehmen die Möglichkeit, ihre Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern und innovative Dienstleistungen anzubieten. Zudem ermöglichen sie eine bessere Integration erneuerbarer Energiequellen und tragen zu einem effektiveren und nachhaltigeren Energiemanagement bei.

Ein weiterer Aspekt von Utility 4.0 ist die Bedeutung der Cyber-Sicherheit. Angesichts der Zunahme von digital vernetzten Systemen wird die Absicherung dieser Infrastrukturen gegen Hackerangriffe immer wichtiger. Energieversorger müssen in zuverlässige Sicherheitstechnologien investieren, um Daten und Netzwerke zu schützen und das Vertrauen der Verbraucher zu wahren.

Die Digitalisierung der Energiewirtschaft bringt nicht nur technische Herausforderungen mit sich, sondern bietet auch neue Chancen für Effizienzsteigerungen, Kundenservice und die Integration erneuerbarer Energien. Unternehmen, die diese Technologien nutzen und weiterentwickeln, können sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern und darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Praxisbeispiel

Ein spezifisches Beispiel für digitale Innovation ist die Entwicklung einer App der Stadtwerke Bielefeld, die Kunden detaillierte Informationen über ihren Energieverbrauch bietet und ihnen ermöglicht, ihre Konten einfach zu verwalten. Diese Technologie ermöglicht es den Verbrauchern nicht nur, ihre Energiekosten besser zu kontrollieren, sondern fördert auch ein umweltbewussteres Verhalten durch den bewussteren Umgang mit Ressourcen.

Darüber hinaus arbeiten die Stadtwerke Bielefeld daran, den Kundenservice durch den Einsatz von Chatbots und anderen automatisierten Tools zu verbessern, die schnelle und präzise Antworten auf Kundenanfragen liefern können. Diese digitalen Lösungen ergänzen den persönlichen Kundenservice, wobei ein großer Wert darauf gelegt wird, dass die Technologie den menschlichen Kontakt nicht ersetzt, sondern unterstützt.

Digitalisierungsinitiativen der Stadtwerke Bielefeld zielen darauf ab, nicht nur die Betriebskosten zu senken, sondern auch die Kundenzufriedenheit und -bindung zu erhöhen, indem sie Dienstleistungen anbieten, die bequem, effizient und benutzerfreundlich sind. Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie traditionelle Unternehmen sich an die digitale Ära anpassen und dabei den Kunden in den Mittelpunkt ihrer Strategien stellen.

Zum Mitnehmen

Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und der wachsenden Verbrauchererwartungen ist es für Energieunternehmen essenziell, ein kundenzentriertes Erlebnis zu bieten. In diesem Kontext kann die Kundenerfahrung als ein Werkzeug eingesetzt werden, um auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Kunden einzugehen. Unternehmen, die in Kundenzentrierung investieren, können ihre Marktposition stärken, indem sie relevante und personalisierte Erlebnisse schaffen, die über traditionelle Transaktionsbeziehungen hinausgehen.

Moderne Technologien und Datenanalysen spielen eine Schlüsselrolle, um tiefere Einblicke in Kundenpräferenzen zu gewinnen und entsprechend personalisierte Angebote zu gestalten. Durch den Einsatz von fortschrittlichen Analytiktools können Energieunternehmen beispielsweise individuelle Verbrauchsprofile erstellen und maßgeschneiderte Energiesparlösungen anbieten, was die Kundenzufriedenheit erhöht und gleichzeitig die Kundenbindung stärkt.

Die Investition in Kundenzentrierung bei Energieversorgern ist nicht nur eine Notwendigkeit im modernen Geschäftsumfeld, sondern auch eine strategische Entscheidung, die erhebliche Vorteile bringen kann, einschließlich einer verbesserten Kundenloyalität und Marktpositionierung.